Was wir 2022 erreichen konnten

Was wir 2022 erreichen konnten

2022 gingen unsere Spenden an Khadija, die unsere Familie persönlich kennt und eine tragische Geschichte hat. Lies hier alles, was du wissen musst. 
Spendenziel:  circa 600 € 

Die bewegende Geschichte von Khadija

Khadija ist inzwischen circa 50 Jahre alt und ihr ganzes Leben ist von Schicksalsschlägen geprägt. Sie ist eine der Ältesten von 10 Geschwistern und in einem Dorf in Marokko aufgewachsen. Zur Schule ging sie nie, denn sie musste auf ihre jüngeren Geschwister aufpassen. Deswegen hat sie weder Schreiben noch Lesen gelernt und kann es auch heute noch nicht.

Als junge Frau wollte sie gerne heiraten und ein Mann fragte bei ihren Eltern um ihre Hand. Ihre Eltern lehnten ab. Kurz darauf ging es ihr schlechter. Ihre Hände und Füße begannen so stark zu schwellen, dass sie kaum greifen und laufen kann. Dann bekam sie Brustkrebs. Eine Mastektomie (Abnahme der Brüste) rettete ihr das Leben.

 

Da Khadija nie geheiratet hat, hat sie auch keine Kinder. Durch ihren Analphabetismus und ihre Erkrankungen kann sie auch nicht arbeiten. In Marokko gibt es aber, anders als bei uns in Deutschland, keine Krankenversicherung und Krankengeld.

Khadija hat kein eigenes Zuhause, keinen Besitz, keine Rücklagen. Sie bleibt abwechselnd bei ihren verheirateten Geschwistern. Dort ruht sie sich aber nicht aus, wie sie es wegen ihrer Erkrankungen müsste. Sie hilft bei der Kindererziehung, sowie im Haushalt und beim Kochen. Selbst neue Kleidung zu kaufen, kann sie sich nicht leisten. Ihre Medikamente, Krankenhausaufenthalte und Behandlungen und Operationen kann sie  nur durch die Unterstützung Anderer bezahlen. Sie ist immer auf andere angewiesen und muss ihre Schmerzen aushalten, bis sie das nötige Geld zusammen hat.

 

Nun ist sie seit ein paar Jahren am Auge erkrankt und droht zu erblinden. 2019 hatte sie deswegen eine Operation. Sie hat also wieder einige Zeit gewartet, bis genug Menschen ihr Geld gespendet haben. Dann musste sie alle benötigten Medikamente kaufen und wurde operiert. Ihr Auge wurde aufgeschnitten, es wurde bemerkt, dass das Medikament nicht zu ihr passt. Dieses wurde dann intern weiterverkauft. Natürlich bekam sie kein Geld davon ab, sondern blieb auf den Kosten sitzen. Die Operation musste sie trotzdem bezahlen.

Selbstverständlich kann sie sich auch den Aufenthalt in einem der besseren Privatkrankenhäuser nicht leisten. Mein Mann und ich haben sie 2019 im Krankenhaus besucht. Ich war zu diesem Zeitpunkt noch nie in meinem Leben so schockiert von den Umständen, die ich vor mir fand. Es war schmutzig und gab täglich eine Gießsuppe, die total versalzen war und von denen die Kranken Übelkeit bekamen. Das Personal war unhöflich und keiner schaute, wie es den Patienten ging. In einem Zimmer waren sechs bis acht Frauen. Einige hatten ständig und viel Besuch, wodurch es unerträglich laut wurde.

Seit 2019 ist klar, dass die Operation wiederholt werden muss und seit 2019 spart Khadija dafür, inzwischen hat sie seit drei Jahren starke schmerzen und das soll sich jetzt endlich ändern. Für eine erneute Operation werden umgerechnet rund 600 € benötigt, ein Ziel, das, wenn einige Menschen nur einen kleinen Betrag spenden, zügig realisierbar ist. Wir wünschen uns, dass Khadija ihr Augenlicht behalten kann, um die wenige Lebensqualität so hoch wie möglich zu halten und ein glückliches und schmerzfreies Leben zu ermöglichen.

 

Seit einiger Zeit hat sie nun einen Tumor in der Lunge, der sich aber durch Bestrahlung und arabische Medizin stark verkleinert hat und von dem momentan keine Gefahr ausgeht. Sollte der Betrag für die Augenoperation also überstiegen werden, so werde ich ihr den Rest als Puffer übergeben und zum Beispiel dazu, dass sie sich einmal im Leben selbst Kleidung kaufen kann.

 

Seit vielen Jahren lässt mich das Schicksal dieser hilflosen, unverheirateten, kinderlosen Frau nicht los und es kam nicht selten vor, dass ich deswegen in Tränen ausbrach. Ich möchte an dieser Stelle noch den Charakter von Khadija näher beschreiben, denn selten habe ich eine so liebe und herzliche Person kennenlernen dürfen.

Khadija, auch wenn sie selbst scheinbar nur vom Pech verfolgt wird, gönnt jedem anderen sein Glück und tut sich damit schwer Spenden überhaupt anzunehmen, weil sie niemanden eine Last sein möchte. Sie, ihre Art, wie sie redet oder einen nur anschaut, zeigt, dass sie scheinbar kein bisschen Schlechtes in sich trägt. Sie bemüht sich sogar anderen eine Freude zu machen.

Wir haben 2022 neben einer Spendenauktion zahlreiche Spenden sammeln können und sind insgesamt auf 1100€ gekommen. Damit haben wir das ursprüngliche Spendenziel fast verdoppelt.

Da sich meine Marokkoreise immer mehr nach hinten schiebt, erst durch eine Coronaerkrankung, dann durch die Schwangerschaft und Geburt meines Sohnes und Khadija nun dringend operiert werden muss, haben wir ihrer am 16.02.2023 900€ für die OP, den Krankenhausaufenthalt und Medikamente per Western Union übeewiesen. Sie hat momentan einige Arzttermine un das weitere Vorgehen zu besprechen. Wenn ich mehr weiß, werde ich das an dieser Stelle ergänzen. Möge alles komplikationslos verlaufen.

Die restlichen 200€ hüte ich für sie Zuhause und werde sie mit nach Marokko nehmen. Dort werde ich mich mit ihr treffen und für sie einige Dinge, wie Kleidung, ein Telefon, usw. kaufen. Auch hierbei werde ich euch auf dem Laufenden halten.

Mein Dank gilt jedem, der geholfen hat.

 

(Stand: 01.03.2023)

 

Update vom 23.07.2023:

Vom 20.05.2023 bis 12.07.2023 war ich in Marokko mit meinen Kindern und habe mich dabei mehrmals mit Kahdija getroffen. Es war bereits viereinhalb Jahre her, seit ich sie das letzte Mal gesehen hab. Und da kam sie nun auf Krücken die Treppe zur Wohnung meiner Schwiegereltern hoch. Als ich sie in den Arm nahm, brachen wir beide in Tränen aus. Mein Gedanke war, wie zerbrechlich diese kleine Frau ist. 

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